Wes Andersons The Darjeeling Limited bricht mit einer Regel, die von Regisseuren und DJs gleichermaßen streng beachtet wird: dass man einen Song nur einmal spielen darf. Warum eigentlich? Wiederholung ist doch, anders als in der Literatur und beim Film, eines der zentralen Prinzipien beim Hören von Musik. Jeder hat doch eine Handvoll Songs, die ihn durchs Leben begleiten, die Erinnerung an bestimmte Momente wachrufen, die Stimmungen modulieren wie nichts anderes auf der Welt. Ich hatte früher sogar eine 60-Minuten-Audiokassette mit zwei Songs, die sich immer wiederholten: einer auf jeder Seite.
In Hotel Chevalier, den man als Vorfilm oder auch als integralen Bestandteil von Darjeeling Limited bezeichnen kann, hört ein Mann namens Jack in kurzer Zeit dreimal Peter Sarstedts "Where Do You Go To My Lovely?". Der Song handelt von Paris, von der Liebe und von der Sehnsucht und der Unmöglichkeit, den anderen festzuhalten und seine Geheimnisse zu ergründen: "I want to look inside you head". Später, wenn Jack mit seinen beiden Brüdern im Zug durch Indien reist, wird der Song noch mal erklingen, als Thema für Jacks verlorene Liebe, als Erinnerung an die Intimität des Hotels, als Kontrapunkt zur Landschaft Indiens, als eines der vielen Dinge, mit denen sich die Brüder ausstaffiert zu haben, um sich in der Fremde nicht zu verlieren und daran zu erinnern, wer sie sind.
Darjeeling Limited ist ein Film über die vielen fremden Dinge, aus denen man sein eigenes Dasein, seine Gefühle und Gedanken speist: Lieder und Filme, Mutters Charaktereigenschaften und Vaters Marotten, Modemarken und Parfüms. Die Brüder werden in Indien feststellen, dass sie auch ohne einige dieser Dinge auskommen können, vielleicht weil sie reifer geworden sind, vielleicht weil sie andere schöne Dinge entdeckt haben. Ich jedenfalls kann jetzt nicht mehr ohne dieses Lied leben:
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