Sonntag, 17.8., 22.55 Uhr, 3sat: Tod einer Zeugin
Sonntag, 24.8., 23 Uhr, 3sat: Parkplatz-Hyänen
Von Brynych kenne ich bisher nur Engel die ihre Flügel verbrennen (1970). Ich kann mich zwar nicht mehr so genau an die Handlung, dafür aber an meine Verwunderung darüber erinnern, eine Hand voll der solidesten und bekanntesten deutschen Schauspieler ihrer Zeit (u.a. Siegfried Rauch, Nadja Tiller, Susanne Uhlen, Jochen Busse, Wolfgang Völz) dermaßen enthemmt zu erleben. Beinahe jede Szene birgt Tod und Sex in sich, jeder will da jeden ficken respektive umbringen, und das Hotel, in dem sich dieser irre Reigen vollzieht, erinnerte mich an das Apartmenthaus aus David Cronenbergs Shivers, dessen Bewohner durch einen phallischen Parasiten in dauergeile Zombies verwandelt werden.
"Als ich 16 Jahre alt war, wollte ich selbstverständlich ein Gynäkologe werden. Das ist natürlich; jeder 16-Jährige will das. Als ich 19 war, wollte ich ein Kommissar sein. Jetzt bin ich Filmregisseur, das ist so etwas dazwischen."Solche Filme sind mir die liebsten, die den Horizont ihres Erzählens und die Motivation und Emotionen der Figuren in jeder Szene offenhalten für neue Impulse, die unberechenbar sind in ihren atmosphärischen Umschwüngen und abrupten Übergängen. Diese Offenheit hinzukriegen, ohne dass die Figuren unglaubwürdig werden, ist das Geheimnis einer Hand voll Regisseure, zu denen in Deutschland neben Brynych auch Dominik Graf und Klaus Lemke gehören. Neben einer guten Beobachtungsgabe, einer großen Neugier für die unterschiedlichsten Menschen, dem Mut zur Improvisation und spontanen Änderungen ist es vielleicht vor allem der reine Wille, die Dinge anders zu machen, der diese Regisseure auszeichnet. Oder um mit Rainer Knepperges zu sprechen: "Man muss nur sehen, dass es immer zu jeder Zeit alle Möglichkeiten gibt."
Zbynek Brynych im Interview mit Stefan Ertl und Rainer Knepperges
Neben Brynychs Parkplatz-Hyänen bietet sich in Hamburg dieser Tage die Gelegenheit, einen weiteren Filmen von Dominik Grafs Liste der 12 besten deutschen Filmen zu sehen. Heute Abend eröffnet das Metropolis Kino mit Lola Montez von Max Ophüls eine Reihe mit Cinemascope-Filmen und zugleich seine Exil-Residenz im Savoy-Kino am Steindamm – eine wunderbare Gelegenheit, einige der Breitwandfilme an dem Ort zu sehen, an dem sie vor rund 50 Jahren in Hamburg ihre Premiere feierten. Die wechselvolle Geschichte des am 14. März 1957 eröffneten Filmtheaters Savoy, das damals zu den größten Europas gehörte, kann man hier nachlesen.
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