22 März 2009

Blaxploitation-Jingles #4

Teil 4 der Serie: TNT Jackson













Der angekündigte Wochenrhythmus für die Vorstellung meiner Radio-Jingles ist akuter Bocklosigkeit und notwendigen Geldbeschaffungsmaßnahmen anheim gefallen. Ich gelobe Besserung! Steigen wir also wieder ein in die Welt der harten schwarzen Frauen und Männer, denen die Rache, die Gier oder der Gerechtigkeitssinn zur Triebfeder wurden.

TNT Jackson ist einer dieser Filme, die mit dem Idiotenurteil "So schlecht, dass er schon wieder gut ist" belegt werden. Dabei wurden abseits der austauschbaren Rachestory und der unfassbar ungelenken Martial-Arts-Kampfszenen wundervolle Großstadtbilder geschossen, die dem Ort der Handlung, Hong Kong, exotische Schönheit attestieren, und wenn sich auch an den meisten Stellen des Filmes wenig Gedanken gemacht wurde, die Bilder und die Ausstattung sind wundervoll. Gut, ich gebe zu: Ein 70er-Jahre-Großstadtthriller wird mich nie enttäuschen. Die Mischung aus Gefahr, Verlockung, Moderne und sozialem Elend, kurz: die Ästhetik des Großstadtjungels ist einfach unschlagbar. Zudem beruhigt mich der Gedanke, dass Filme wie dieser kommerziell nicht untergingen; es reichte aus, dass ein paar Kopien in Bahnhofskinos liefen. Das Marketingkonzept war längst ein Selbstgänger: Ein aufreizendes Filmplakat, ein Starlet und ein actiongeladener Radio-Jingle reichten aus, um ein paar Jugendliche ins Kino zu locken und die Kosten zu decken. Eine irgendwie heile Filmwelt!

Noch ein Wort zu Hauptdarstellerin Jean Bell (manchmal auch Jeannie oder Jeanne Bell geschrieben), die auf eine zwei Jahrzehnte umfassende Schauspielkarriere zurückblicken kann. 1969 zog sie sich für den Playboy aus, was dann folgte, war ein klassisches Hollywood-Karteileichendasein, immer wieder ein paar Rollen in B-Movies, aber auch in echten Klassikern: sie spielte die Diane in Martin Scorseses Mean Streets. Meine schmutzige Fantasie imaginiert sabbernde Hobby-Managertypen, die ihr "Ich bring dich ganz groß raus!" mit ausgebeulter Hose hervorpressen, und zigarrerauchende Studiobosse, die ihren Castingagenten zuraunzen: "We need a nice nude black chick for the Ghettokids." Tatsächlich gibt es kaum einen Film, in dem sie sich nicht im Evakostüm präsentierte, aber ihr schien das Schauspielerdasein offensichtlich attraktiver, als bis zum Rentenalter Zöpfe in einem Friseursalon zu flechten oder bis zum Exitus Hausfrau in einem Elendsviertel zu sein. Das muss man gewiss nicht als Feminismus auslegen, aber als Versuch, ein besseres Leben zu führen, ist es mindestens so anerkennenswert wie die Schönheit, die auch in einem Film wie TNT Jackson steckt.

Ganz zu schweigen von dem Radio-Jingle, der von einer Revolverschnauze eingesprochen – nein, eingebellt wurde. Wie ein Rapper auf der Überholspur reiht der unbekannte Sprecher Superlative und Phrasen aneinander, unterlegt mit wildem Bongogetrommel, Schüssen, Sirenen und Aufs-Maul-Geballer, und verspricht dabei weit mehr, als der Film hält.

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