01 Mai 2010

Monster über Hamburg

Monster machen und Monster lieben sind manchmal sehr einsame Leidenschaften. Der Mad Scientist, der in seinem Labor ausgebuddelte Leichenteile zusammennäht, tritt meist erst dann an die Öffentlichkeit, wenn es zu spät ist und seine Kreatur schon wieder aus dem Leim geht. Und der Fan, der Riesenechsen, Wolfsmenschen und untote Adlige verehrt, verbringt seine Zeit oft allein im Wohnzimmer, umgeben von Regalen voller Videos, Aushangbilder und Fanzines, die außer ihm kein Mensch jemals zu sehen bekommt.

Dass es auch anders geht, will Ralf Lorenz mit dem 1. Hamburger SciFi-Horror-Festival beweisen. Gemeinsam mit Koorganisator Andreas Schiefler bringt er ein Wochenende lang all die europäischen und asiatischen Monster auf die Riesen-Leinwand des Metropolis, die er seit seiner Jugend liebt. Und hofft, dass die Monsterfans aus Hamburg und Umgebung endlich mal wieder ihre Wohnzimmer verlassen, um gemeinsam Filme wie Jun Fukudas Godzilla – Frankensteins Höllenbrut, Mario Bavas Planet der Vampire und Roger Cormans Das Pendel des Todes zu zelebrieren. „Das ist für mich das Wichtigste“, erzählt Lorenz, „dass die Leute zusammenkommen, dass sie gemeinsam ihren Spaß haben, gröhlen und jubeln und das Ereignis nicht so bald vergessen.“

Terror am Dammtor: Kongula – Affengigant des Grauens

Mittlerweile hat Ralf Lorenz schon einige solcher kommunaler Monster-Events auf die Beine gestellt, etwa die beiden legendären „Pranke Filmnächte“, die 2007 und 2008 im ausverkauften 3001-Kino stattfanden. Am besten in Erinnerung ist ihm aber der 5. Oktober 2003 geblieben. Damals lief ein zehnminütiger Teaser von Kongula – Affengigant des Grauens, dem „ersten Hamburger Monsterfilm“, an dem Lorenz monatelang bei sich zu Hause gebastelt hatte. In einem seiner Zimmer hatte er einen Bluescreen aufgebaut, vor dem er höchstpersönlich in einem Gorillakostüm einen in die Hansestadt einfahrenden ICE zerlegte, er bediente Nebelmaschine und Kamera und fügte hinterher alles in aufwendiger Kleinarbeit am Computer zu Szenen zusammen, die die hundert Zuschauer im Metropolis mit Standing Ovations feierten.

Ein Monster zum Hören: Gualagon – Frankensteins Schreckensgigant

Mittlerweile liegt der Film auf Eis, das Monstermachen war Ralf Lorenz dann doch eine zu einsame Beschäftigung: „Für so ein Projekt braucht man viele engagierte Mitstreiter. Und die sind schwer zu finden.“ Das nächste Monster ist aber schon in Arbeit, mit drei rot leuchtenden Augen starrt es einem von Lorenz’ T-Shirt entgegen: Gualagon – Frankensteins Schreckensgigant. Dahinter verbirgt sich ein Hörspiel, das derzeit in den Graceland Studios von Konrad Halver realisiert wird. Als Lorenz 2007 der Hörspiel-Legende Halver begegnete, unter dessen Regie in den 60er Jahren das Programm des Europa-Labels entstand, erzählte er ihm von seiner Idee, einen japanischen Monsterfilm für die Ohren zu produzieren, mit all den Sounds, der Musik und den schrägen Dialogen, die die deutschen Synchronfassungen dieser Werke so unverwechselbar machen. Halver war begeistert, Lorenz gründete mit seinem Kompagnon Sven Pyczak die Produktionsfirma Triumph des Wahnsinns, sein Kollege Matthias Lemcke schrieb den Soundtrack und Marko Peter Bachmann tüftelte das Sounddesign aus. „80 Prozent des Hörspiels sind fertig“, erzählt Lorenz stolz, „es soll noch dieses Jahr herauskommen.“

Monster macht man eben am besten mit anderen gemeinsam. Und gemeinsam sollte man sie sich auch anschauen. Man weiß ja nie, wem man begegnet, einem Filmsammler, einem Computerspezialisten oder einem Kostümverleiher. Vielleicht entsteht daraus ein neues Monster. Das man sich dann wieder gemeinsam anschauen kann …

*******************************************

Monster Machen Mobil! – Das 1. Hamburger SciFi-Horror-Festival findet vom 7. bis 9. Mai 2010 im Metropolis-Kino statt

Keine Kommentare: