„Ich verstehe mich nicht als Special-Effects-Künstler. Ich entwerfe Kreaturen und dazugehörige Charaktere. Als ich King Kong sah, interessierte ich mich nicht für die technische Seite, sondern für die Figur des Affen selbst. Er war eine großartige Gestalt, die einem ans Herz wuchs. Ebenso wie die fantastischen Figuren in The Wizard of Oz, einem weiteren Lieblingsfilm von mir. Ich hatte auch immer schon eine Vorliebe für Monster, die von Schauspielern verkörpert wurden, die ihnen Tiefe verliehen. Spencer Tracy in Dr. Jekyll and Mr. Hyde, Charles Laughton als Glöckner von Notre-Dame, Boris Karloff als Frankensteins Monster waren großartige Figuren, die von der Performance der Schauspieler lebten. Solche Charakterisierungen waren immer meine Inspiration, nicht Special Effects. Und genau darin besteht auch meine Arbeit: Ich erdenke solche Wesen. (Stan Winston im Interview)
Die 40-jährige Karriere von Stan Winston (1946–2008), die in den späten 60er-Jahren mit einer Ausbildung in der Make-up-Abteilung der Walt Disney Studios begann, verbindet die Ära klassischer Trickeffekte (Make-up, Kostüme, Puppen) mit dem Zeitalter der Digitalisierung. Er sah sich nie als Trickerfinder oder technischer Erfüllungsgehilfe, sondern als „character designer“, der glaubwürdige Figuren erfindet und entwickelt, die den menschlichen Darstellern ebenbürtig sind. Zur Entwicklung seiner Kreaturen griff er, wie alle guten Monstermacher (zur Hybridität des Monsters siehe auch hier), nicht nur auf den reichen Fundus aus Fabelwesen und mythischen Unholden zurück, sondern auch auf zufällige Elemente, die sich gerade seinem Blick darboten. Zu den Dreadlocks der unsichtbaren Kreatur aus Predator ließ er sich durch ein Rastaman-Plakat im Büro des Produzenten Joel Silver inspirieren. Und er vertraute auf die in seiner Zeit als Stand-up-Comedian geübte Grimassenkunst seines Gesichts, die er gern vor dem Spiegel erprobte. Steven Spielberg: „I swear, he must be the first method monster man. He’ll assume the creature’s body position, make roars, do the facial expressions – trying to figure out how the creature is going to project the emotion you’re going for.“
Auch wenn sein animatronischer Fullsize-Roboter im Arnold-Schwarzenegger-Kostüm aus Terminator und der Velociraptor, der am Ende von Jurassic Park 3 an Tea Leoni rumschnüffelt, zu den genialsten Schöpfungen der Trickgeschichte gehören, am besten war Stan Winston, als er in John Carpenters The Thing und Gery Shermans Dead and Buried splattermäßig aus den Vollen schöpfen konnte. Das war in den frühen 80ern, als Spezialeffekte nicht von Computernerds, sondern von Renaissance-Künstlern gemacht wurden, die die menschliche Anatomie ebenso intensiv studiert hatten wie Da Vinci oder Rembrandt. In Dead and Buried kann man in einer ganz fantastischen Szene sogar die Hände des Meisters Winston bei ihrer filigranen Arbeit sehen: der Rekonstruktion eines Gesichts aus Schädel, Knorpel, Muskeln, Haut. Stan Winston: „I do love to scare people. People like being scared. I’ll tell you something, it’s the people who don’t go to scary movies who have nightmares. What I do is I allow to get their fears out in the movie theatre so they don’t have to be scared at home.“
***************************************
Bizarre Cinema zeigt im Metropolis-Kino die Meister des „character design (and destruction)“ in zwei Meisterwerken von 1981:
6.1.2013, 14.30 Uhr: Dead and Buried von Gary Sherman, Tricks: Stan Winston
13.1.2013, 14.30 Uhr: The Howling von Joe Dante, Tricks: Rob Bottin (der gemeinsam mit Winston die Effekte aus John Carpenters The Thing kreiert hat)
Stan Winstons Geschöpfe im Fernsehen:
27.12.2012, 20.15 + 0.20 Uhr: Jurassic Park 3 (Vox)
7.1.2013, 20.15 Uhr: Big Fish (Arte)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen