14 November 2018

To Protect and to Serve ... and to Entertain!

„Die Zuschauer sind in Polizeifilmen stets bereit, überraschende Plotwendungen mitzumachen, komplexe Charaktere zu akzeptieren. Das Schönste an Polizeifilmen ist ja immer, wenn der Polizist sich am Ende sich selbst gegenübersteht und sich plötzlich im Spiegel sozusagen als ein anderer gewahr wird. Dieses Hineinschauen in die Abgründe des Ordnungshüters ist in allen guten Polizeifilmen schockierender als die Aufdeckung des Täters. Deshalb drehe ich auch keine Gangsterfilme, sondern nur Filme über die Polizei. Dieser Behördenapparat, in dem meistens über Kaffeekassen und Aktenordner gestritten wird – genau das ist für mich der ideale Ausgangspunkt, um sozusagen in die dunkelsten Gefilde des Universums aufzubrechen.“ (Dominik Graf)
Im Dezember wird die Reihe GOOD COPS BAD COPS – Der amerikanische Polizeifilm der 70er fortgesetzt. Neben dem im November ausgefallenen Cops and Robbers sind folgende Filme im Hamburger Metropolis-Kino zu sehen:


Freebie and the Bean
USA 1974, R: Richard Rush, Bluray, OF, 113 Min., mit James Caan, Alan Arkin
Mitte der Siebziger trat das Genre des Polizeifilms in eine neue Phase ein: Nach den komplexen Stadt-, Milieu- und Personenstudien der ersten drei Jahre wurden die Stoffe derber, die Figuren gröber, der Ton rauer. In Freebie and the Bean brillieren James Caan und Alan Arkin als politisch unfassbar unkorrekte und auch nicht sonderlich fähige Cop-Buddys, die mehr damit beschäftigt sind, sich und alle um sie herum zu beleidigen, als irgendeinen Fall zu lösen. Nebenbei legen sie in einer Reihe erstaunlich gewalttätiger Actionsequenzen und Verfolgungsjagden San Francisco in Schutt und Asche.
1.12., 21.15 Uhr
2.12., 21.15 Uhr



Hustle
USA 1975, R: Robert Aldrich, DCP, OF, 120 Min., mit Burt Reynolds, Catherine Deneuve
Mit diesem toughen und coolen Neo-Noir verabschieden wir uns von Burt Reynolds, der im September gestorben ist. Hustle gehört neben Deliverance zu den interessantesten Filmen des Schauspielers, der allzu oft in Action-Klamauk der Marke Der rasende Gockel zu sehen war. Regisseur Robert Aldrich schickt Reynolds als Lieutenant Phil Gaines und seinen schwarzen Partner Louis Belgrave auf einen mörderischen Trip durch L.A. (in einem schnieken roten Cabriolet). Die Suche nach den Killern eines jungen Callgirls führt sie auf die Schattenseiten der Stadt der Engel, dort, wo die Teufel leben. Pikant: Gaines Freundin (Catherine Deneuve in einer von nur zwei Hollywood-Rollen ihrer Karriere) arbeitet ebenfalls als Prostituierte. Ihre Beziehung spiegelt das Thema des Films: eine Welt im Griff des Kapitalismus, der längst alle Bereiche des Lebens korrumpiert hat. Eine Welt, in der aufrechte Menschen wie Gaines keinen Platz mehr haben. Happy End ausgeschlossen.
3.12., 21.15 Uhr
4.12., 21.15 Uhr



Busting
USA 1974, R: Peter Hyams, Bluray, OF, 92 Min., mit Elliott Gould, Robert Blake
Dieses derbe Buddy-Cop-Movie war die Hauptinspiration für die TV-Serie Starsky and Hutch. Wie in Freebie and the Bean erscheint Polizeiarbeit hier nicht als Schutzaufgabe, sondern als Frontalangriff auf die Bürger und Einrichtungen einer Stadt. Der Erzählfluss ist aber ruhiger, die Grundstimmung düsterer, die beiden Cops erinnern in ihrer Entschlossenheit bei der Verfolgung eines Gangsterbosses noch ein wenig an Doyle und Russo aus French Connection. Die Verfolgungsjagd durch ein riesiges Marktgelände und der Showdown mit zwei Ambulanzwagen gehören zu den Highlights ihrer Zunft.
5.12., 21.15 Uhr
6.12., 21.15 Uhr



Cops and Robbers 
USA 1973, R: Aram Avakian, Bluray, OF, 89 Min., mit Cliff Gorman, Joseph Bologna
Inflation, stagnierende Löhne, Korruptionsvorwürfe, eskalierende Kriminalitätsraten, Streiks, Ölembargo: Als Cop stand man in den USA der frühen 70er mit beiden Beinen in der ökonomischen Krise. Zwei von New York’s Finest beschließen, ihre Pensionskassen aufzubessern, indem sie sich in ihren eigenen Uniformen verkleiden und für die Mafia einen riesigen Batzen Wertpapiere von einem der Börsenmakler an der Wall Street entwenden. Das ist der Plan. Doch Romanvorlage und Drehbuch stammen vom großen Crime-Comedian Donald E. Westlake, deshalb können die Dinge jederzeit aberwitzig aus den Fugen geraten.
11.12., 21.15 Uhr, Einführung: Volker Hummel
18.12., 21.15 Uhr



Die Chorknaben
USA 1977, R: Robert Aldrich, 119 Min., 35mm, DF, mit Charles Durning, Louis Gossett Jr.
Joseph Wambaugh gehört zu den wenigen Schriftstellern, die die Kriminalliteratur grundlegend erneuert haben. Der ehemalige Detective vom LAPD hat schon mit seinem ersten Buch „The New Centurions dem Polizeigenre einen Realismus hinzugefügt, der nur aus der Praxis kommen kann. Sein dritter Roman The Choirboys von 1975 war eine Cop-Kneipentour der heftigen Art. Regisseur Robert Aldrich versuchte, den Roman gegen den Strich zu bürsten. Zitat: „Ich denke, Mr. Wambaugh wird sehr unglücklich sein mit diesem Film. Ich widerspreche ihm sogar so weit, dass ich nicht glaube, dass Leute Polizisten wirklich mögen.“ Das macht es natürlich spannend …
12.12., 21.15 Uhr
16.12., 21.15 Uhr, Einführung: Alf Mayer, Journalist, Buchautor und Betreiber der erstklassigen Website Crimemag.de. Mayer reist aus dem Taunus an und wird sicher einige knackige Anekdoten zu Die Chorknaben im Gepäck haben.



Assault – Anschlag bei Nacht
USA 1976, R: John Carpenter, 35mm, DF, 91 Min., mit Austin Stoker, Laurie Zimmer
Eigentlich sollte es ein Western werden, dann wurde ein Low-Budget-Actionthriller daraus. Gleichwohl kann man bei Handlung, Inszenierung, Dialogen und Charakteren zahlreiche Anspielungen auf die Filme von Howard Hawks erkennen. Die Handlung spielt in einer Nacht in einem heruntergekommenen Vorort von L.A. Nach einem sinnlosen Mord an einem Mädchen und der Rachetat des Vaters wird ein eigentlich schon geschlossenes Polizeirevier von einer nihilistischen Jugendbande belagert. Der zweite Film von B-Movie-Großmeister John Carpenter avancierte in den 70er- und 80er-Jahren zum Kultfilm und gilt inzwischen als ein meisterlich inszenierter Klassiker des Actionfilms, der zahllose Filmemacher beeinflusst hat. Auch der von Carpenter komponierte Soundtrack hat nichts von seiner Faszination verloren und wird immer noch fleißig von Hip-Hop-Musikern gesampelt.
17.12., 19 Uhr, Einführung: Robert Brack, Autor von Kriminalromanen – unter diesem und anderen Pseudonymen. Sein Schreibtisch steht auf St. Pauli, wo auch viele seiner Bücher spielen. Er wird darüber sprechen, warum Assault ihn seit bald vier Jahrzehnten so sehr fasziniert.
19.12., 21.15 Uhr
Mehr zum Film hier
 


Der einsame Job
USA 1975, R: Milton Katselas, 35mm, DF, 112 Min., mit Michael Moriarty, Yaphet Kotto
Michael Moriarty spielt einen jungen, zarten, idealistischen Cop, der gleich bei seinem ersten scheinbar ungefährlichen Einsatz durch eine Verkettung unglücklicher Umstände in eine ausweglose Situation gerät. Fantastische Bilder vom Dirty Old New York, eine bis in die letzte Nebenrolle unfassbar gute Besetzung (Yaphet Kotto! Hector Elizondo! William Devane! Richard Gere in seiner ersten Rolle!) und das wie eine unausweichliche Tragödie konstruierte Drehbuch von Abby Mann und Ernest Tidyman machen Report to the Commissioner (Originaltitel) zu einem Höhepunkt des New Yorker Polizeifilms.
20.12., 21.15 Uhr
23.12., 21.15 Uhr


Dirty Harry III – Der Unerbittliche
USA 1976, R: James Fargo, 35mm, DF, 96 Min., mit Clint Eastwood, Tyne Daly
Mit Clint Eastwood als knallhartem Inspector „Dirty“ Harry Calahan hat die Reihe Good Cops Bad Cops begonnen, mit seinem dritten Fall endet sie. The Enforcer (Originaltitel) markierte 1976 den Abschluss der ursprünglichen Dirty Harry-Trilogie, die beiden Filme aus den Achtzigern sind nicht weiter der Rede wert. In Der Unerbittliche bekommt Harry einen neuen Partner, eine Frau. Was der Vorzeige-Macho davon hält, kann man sich vorstellen. Klar ist aber auch: Das Gesetz der Serie verlangt, dass sich diese Frau Harrys Respekt verdient, weil sie wie der Polizist Tod und Teufel nicht fürchtet. Ebenso wenig wie die Terroristengruppe aus Vietnamveteranen, die San Francisco in ein Schlachthaus verwandeln wollen. Wir wünschen allen Metropolis-Freunden ein unbesinnliches Weihnachtsfest mit Clint Eastwood!
22.12., 21.15 Uhr
25.12., 21.15 Uhr

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