09 März 2019

The Middle Word in Life

1970, nach dem Erfolg von Easy Rider und vor Beginn der Dreharbeiten zu The Last Movie, war Dennis Hopper zu Gast in der Johnny Cash Show. Dort trug er Rudyard Kiplings if– vor, eines seiner Lieblingsgedichte, das er über die Jahre immer wieder rezitiert hat.



Im April wird die Reihe HOPPERMANIA! im Metropolis-Kino mit folgenden Filme fortgesetzt:



Texas Chainsaw Massacre 2
USA 1986, R: Tobe Hooper, 101 Min., Bluray, OmU, mit Dennis Hopper, Caroline Williams
Nach einem Drogenentzug kehrte Dennis Hopper 1986 mit drei unvergesslichen Porträts pathologischer Fetischisten auf die Leinwand zurück. Frank Booth in Blue Velvet brauchte eine Sauerstoffmaske, um in Fahrt zu kommen, Feck in River’s Edge hatte eine aufblasbare Sexpuppe im Schlepptau, und Lieutenant Lefty in dieser Fortsetzung des Horrorklassikers von 1974 trägt zwei Kettensägen mit sich rum. Damit will er seine Nichte und seinen Neffen rächen, die von der Familie Sawyer zwölf Jahre zuvor zu Barbecuesoße verarbeitet worden waren. Die Rauheit und erzählerische Ökonomie des Vorgängers kompensiert der zweite Teil in bester 80er-Manier mit pechschwarzem Humor und einigen unfassbar derangierten Splattersequenzen. Unvergesslich: Leatherface’ Tanz mit einem seiner Opfer und Leftys erster Auftritt im Unterwelt-Reich der Sawyers: „Boys, Boys, Boys, you shouldn’t have done this ...“
1. April, 21.15 Uhr
2. April, 21.15 Uhr


Colors
USA 1988, R: Dennis Hopper, 117 Min., 35mm, DF, mit Robert Duvall, Sean Penn, Maria Conchita Alsonso
Acht Jahre dauerte es, bis Dennis Hopper nach Out of the Blue wieder Regie führte. Nachdem sein Lebensmittelpunkt lange Taos gewesen war, kehrte er Mitte der Achtziger nach Los Angeles zurück. Er entwickelte eine Faszination für die Gangs, die Teile der Stadt in ihrer Gewalt hatten – mit seiner Polaroid-Kamera schoss Hopper Hunderte Fotos von Gang-Tags, die 2016 als Kunstband veröffentlich wurden. Fast 400 „gang-related murders“ gab es im Jahr 1987, meist beteiligt: die Crips und die Bloods. Wie man daraus einen Film macht? Einen Hinweis gibt das Filmplakat: „Siebzigtausend Gangmitglieder. Eine Million Waffen. Zwei Cops.“ Hoppers Film zeichnet sich durch extremen Realismus und Härte aus, sein Drehbuchautor Michael Schiffer hat wochenlang auf den Straßen recherchiert, gedreht wurde in South Central, Gangmitglieder wurden in Nebenrollen besetzt. In seiner Härte und Konsequenz ist Colors eigentlich nur mit der inzwischen legendären TV-Serie The Wire vergleichbar.
8. April, 21.15 Uhr
9. April, 21.15 Uhr, Einführung: Marcus Müntefering



The Hot Spot
USA 1990, R: Dennis Hopper, 130 Min., 35mm, DF, mit Don Johnson, Virginia Madsen, Jennifer Connelly
Das Drehbuch zu diesem Film noir stammte ursprünglich aus dem Jahr 1952. Es war dem Hauptdarsteller Robert Mitchum auf den Leib geschrieben worden von Charles Williams, einem Meister des harten Kriminalromans. Realisiert wurde es erst im Jahr 1990 nicht in Schwarz-Weiß, sondern in den grellen Farben des texanischen Sommers, und die Rolle von Mitchum übernahm Don Johnson. Die schier unmögliche Aufgabe, den Miami Vice-Superstar und Repräsentanten des 80er-Jahre-Strebertums in einen fatalistischen Helden zu verwandeln, übernahm Regisseur Dennis Hopper. Seinem grimmigen Blick auf Kleinstadt-Paranoia und männliche Idiotie ist es zu verdanken, dass die typische Verlierer-Story ein Meisterwerk des Neo-Noir wurde. Der Plot ist simpel: Der Mann weiß, wie man eine Bank ausraubt, die Frau, wie man einen Mann ausraubt. Doch es gibt noch eine zweite Frau, und das macht es notgedrungen kompliziert. Dennis Hoppers B-Film-Juwel zelebriert erotische Grausamkeit bar jeder Illusion. Der fantastische Soundtrack von Jack Nitzsche entstand in Kollaboration mit John Lee Hooker, Taj Mahal und Miles Davis.
10. April, 21.15 Uhr, Einführung: Robert Brack, Hamburger Krimiautor
17. April, 21.15 Uhr



Indian Runner
USA 1991, R: Sean Penn, 127 Min., 35mm, DF, mit Viggo Mortensen, David Morse, Dennis Hopper, Patricia Arquette, Charles Bronson
Nur eine Nebenrolle hat Dennis Hopper in Sean Penns Regiedebüt – aber was für eine! Er spielt den fast schon dämonischen Barmann Caesar, der einen dieser Monologe hält, für die Hopper bis heute berühmt ist: über den Zorn und den Tod und die Machtlosigkeit Gottes. Die großen Themen eben, die auch die Themen von Indian Runner sind, der Geschichte zweier ungleicher Brüder, die auf Bruce Springsteens Song „Highway Patrolman“ von seinem Album Nebraska beruht, wo der Film auch spielt, Ende der Sechziger. Der gute Bruder Joe (David Morse) ist ein aufrechter Kleinstadtsheriff, der böse Bruder Frank (Viggo Mortensen) ein Rebell, der mit vielen inneren Dämonen zu kämpfen hat. Aus dieser Konstellation machte Penn mit Mini-Budget einen atmosphärisch dichten, berührenden Film von biblischer Wucht.
21. April, 21.15 Uhr
25. April, 21.15 Uhr



Land of the Dead 
USA 2005, R: George A. Romero, 93 Min., 35mm, DF, mit John Leguizamo, Asia Argento, Simon Baker, Dennis Hopper
Nach den Zombie-Klassikern Night of the Living Dead (1968), Dawn of the Dead (1978) und Day of the Dead (1985) beweist George A. Romero ein weiteres Mal seine Meisterschaft darin, schnörkelloses Genrekino für radikale Gesellschaftsanalysen zu nutzen. Für die veränderte politische Landschaft der frühen 2000er (9/11, War on Terror, Globalisierung, Überwachung) hat er die Untoten noch mal neu konzipiert: Sie sind lernfähig geworden. Angeführt vom schwarzen Zombie Big Daddy marschieren sie zum Fiddler’s Green Tower, in dem Firmenboss Kaufman (Dennis Hopper) ein kapitalistisches Terrorregime errichtet hat, inklusive Lumpenproletariat, Privatarmee und moderner Gladiatorenkämpfe. Land of the Dead knüpft mit seiner ökonomischen Erzählweise und den zurückhaltenden Effekten ans Genrekino der 70er an und lässt in seiner politischen Radikalität die vor digitalen Effekten strotzenden 70er-Remakes der letzten 15 Jahre extrem alt aussehen.
26. April, 21.15 Uhr, Einführung: Volker Hummel
28. April, 21.15 Uhr

Rudyard Kipling: if–
If you can keep your head when all about you
  Are losing theirs and blaming it on you,
If you can trust yourself when all men doubt you,
  But make allowance for their doubting too;
If you can wait and not be tired by waiting,
  Or being lied about, don’t deal in lies,
Or being hated, don’t give way to hating,
  And yet don’t look too good, nor talk too wise

If you can dream—and not make dreams your master;
  If you can think—and not make thoughts your aim;
If you can meet with Triumph and Disaster
  And treat those two impostors just the same;
If you can bear to hear the truth you’ve spoken
  Twisted by knaves to make a trap for fools,
Or watch the things you gave your life to, broken,
  And stoop and build ’em up with worn-out tools

If you can make one heap of all your winnings
  And risk it on one turn of pitch-and-toss,
And lose, and start again at your beginnings
  And never breathe a word about your loss;
If you can force your heart and nerve and sinew
  To serve your turn long after they are gone,
And so hold on when there is nothing in you
  Except the Will which says to them: ‘Hold on!’

If you can talk with crowds and keep your virtue,
  Or walk with Kings—nor lose the common touch,
If neither foes nor loving friends can hurt you,
  If all men count with you, but none too much;
If you can fill the unforgiving minute
  With sixty seconds’ worth of distance run,
Yours is the Earth and everything that’s in it,
  And—which is more—you’ll be a Man, my son!

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