13 März 2010

Bizarre Cinema im April

Der Winter ist noch lange nicht vorbei. Gott sei Dank. Bizarre Cinema macht erstmals auch im April volles Programm. Schlangen, Söldner, Sadisten, Satanisten und sizilianische Soziopathen suchen im nächsten Monat die Leinwand des B-Movie heim, wie immer präsentiert von handverlesenen Spezialisten des obskuren Films. Im Mai wird dann von den wöchentlichen Sonntagnachmittagsvorstellungen auf monatliche Spätvorstellungen umgestellt – Sommerloch ade! Es wird Double Features zu speziellen Themen geben und auch den einen oder anderen Gast, die Planungen laufen auf Hochtouren. Alles Weitere demnächst hier.



Sonntag, 4. April, 15.30 Uhr: Stanley
USA 1972, 91 Min., 35 mm, DF, Regie: William Grefe, Darsteller: Chris Robinson, Alex Rocco
Der Halbindianer und Vietnamveteran Tim lebt zurückgezogen mit seinen Schlangen in den sumpfigen Everglades. Als seine Lieblinge Stanley und Hazel Nachwuchs bekommen, scheint das Familienleben perfekt. Gäbe es nicht jene Mitmenschen, die allen Respekt ihm und seiner Ersatzfamilie gegenüber mit Füßen treten. Im Strudel von Schlangenmissbrauch und Menschenhass wird soviel abstruser Wahnwitz entwickelt, dass meist nur wenig Zeit bleibt, sich zwischen Sprachlosigkeit, Kopfschütteln und Lachkrampf zu entscheiden. Mental kann Tierhorror kaum befreiender sein.
Text & Einführung: Thorsten Wagner



Sonntag, 11. April, 15.30 Uhr: Söldner kennen keine Gnade (Dangerous Encounter – 1st Kind)
Hongkong 1980, 86 Min., 35 mm, DF, Regie: Tsui Hark, Darsteller: Lo Lieh, Lin Chen-Chi, Albert Au, Bruce Baron, Tsui Hark
Tsui Harks nihilistischer dritter Teil der „Trilogie des Chaos“ sorgte für Entsetzen beim Publikum – der groteske Schocker wurde nach seiner Premiere in Hongkong sofort verboten! Wir haben ihn wieder aus den Archiven geborgen. Teenager Paul und zwei Schulfreunde fahren bei einer heimlichen Spritztour in Vaters Auto einen Fußgänger zu Tode. Ein Mädchen, das den Begriff „Psychopathin“ neu definiert, wird Augenzeugin des Unfalls und erpresst die Jungs zur Teilnahme an einem Überfall. Richtig brenzlig wird es, als dem Quartett zufällig ein Koffer voller Geldwäscher-Schecks in die Hände fällt. Nun werden sie von Triaden und amerikanischen Waffenschiebern bis aufs Blut gejagt – und SÖLDNER KENNEN KEINE GNADE (dt. Titel)! Die hysterische Vision eines urbanen Dschungels voller Gewalt, die Erinnerungen an A Clockwork Orange weckt und in einem Showdown à la Sam Peckinpah eskaliert. Achtung: Dieses Meisterwerk des Hongkong New Wave Cinema ist nichts für schwache Nerven!
Text & Einführung: Jochen Oppermann



Sonntag, 18. April, 15.30 Uhr: Die Sadisten des Satans (Satan’s Sadists)
USA 1969, 88 Min., 35 mm, DF, Regie: Al Adamson, Darsteller: Russ Tamblyn, Regina Carrol, Gary Kent, Jackie Taylor
Schon der Titel ist ja unbezahlbar, und die Werbung legte 1969 noch einen drauf: „Human garbage – in the sickest love parties!“, um dann „Motorcycle Maniacs“, „Fantastic Fights“ und Regina Carrol als „The Freak-out Girl“ zu versprechen. Wie dem auch sei: Russ Tamblyn, der Riff aus West Side Story, spielt hier einen verrückten Biker, der mit seiner Gang mordend und vergewaltigend durch den Südwesten der USA brummt. Nichtsahnenden College Girls LSD in den Kaffee zu tun – das ist nicht nett. Aber ein Vietnamveteran zeigt den Bösewichtern, was er im Krieg gelernt hat. Al Adamson – der bei Bizarre Cinema ja schon mit The Female Bunch vertreten war – führte Regie. Ob das ein Versprechen ist?
Text & Einführung: Michael Ranze



Sonntag, 25. April, 15.30 Uhr: Der Teufel führt Regie
Italien 1973, 95 Min., 35 mm, DF, Regie: Fernando Di Leo, Darsteller: Henry Silva, Richard Conte, Gianni Garko
Der Teufel führt Regie ist nicht nur das Motto der Bizarre-Cinema-Reihe, sondern auch ein Paradebeispiel des italienischen Poliziotti-Films der 70er Jahre. Regisseur Fernando Di Leo hat mit diesem Werk eine knallharte Granate abgefeuert, die nicht nur Quentin Tarantino zutiefst beeindruckt hat. Auftragskiller Lanzetta löst mit der Exekution von einigen Mafiosi in einem Pornokino in Palermo eine Spirale der Gewalt aus, bei der alle Register hemmungsloser Italo-Action gezogen werden.
Text & Einführung: Torsten Cornils

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