Teil 3 der Serie: Darktown Strutters
Darktown Strutters schlägt dem Fass den Boden aus! Man muss den Film sehen, um den Wahnsinn, der sich von der ersten bis zur letzten Minute zwischen Slapstick, Musical, Parodie und Krimi verbreitet, zu glauben. Als die Mutter von Syreena (Tina Parks) verschwindet, macht sie sich mit ihrer All-Girl-Biker-Gang auf, um die alte Dame zu finden. Ku-Klux-Klan-Rassisten und bis zur kompletten Vertrottelung dargestellte Cops stellen sich ihr in den Weg. Selbstredend werden alle Gegner nach Strich und Faden vermöbelt und lächerlich gemacht. Als Treffpunkt der Gang dient das BBQ-Restaurant "Hog Heaven", dessen Besitzer sich, in seiner Funktion als Vorsitzender seiner Organisation "Louisville Cross", als Förderer der Black Community in Watts/L.A. ausgibt. Doch der Schweinerippchen und Soul-Food verkaufende Gastronom ist der Bösewicht, der nach dem Zufallsprinzip Afroamerikaner kidnappt, um sie in einer "Negro Making Machine" zu klonen und noch mehr Kunden für seine Restaurantkette zu gewinnen! Im Showdown stürmen die völlig überkandidelten Ghettobewohner die Villa des Schurken, und in einer der abgedrehtesten Schlägereien der Filmgeschichte wird Mama befreit und der teuflische Gastronom selbst geklont.
Der 1975 von Western- und Actionfilm-Veteran William Witney gedrehte Film markiert das herannahende Ende der Blaxploitation-Aera (aber nicht das Ende der Blaxploitation-Serie auf Wayward Cloud – wer sagt denn, dass wir hier chronologisch vorgehen müssen?). In seiner immer haarscharf am Klamauk vorbeischliddernden Erzählweise ist der Streifen das Äquivalent zu Peter Jacksons Braindead, der dem Splatter-Genre liebevoll das Lebenslicht ausblies. In Darktown Strutters wird alles parodiert, was stilbildend für das Genre war: Kung-Fu, Sex, Drogendealer, Pimps, korrupte Cops, Verschwörungstheorien und weiße Kapitalisten. Dazu hat der Film eine wunderschöne Austattung: Die Kostüme wurden offensichtlich im psychedelischen Delirium entworfen und sind irgendwo zwischen Disco-Chic und Sun-Ra anzusiedeln; die Motorräder müssen von Mechanikern auf LSD erbaut worden sein, und die Negro Making Machine könnte gut aus einer Bastelstunde sozial auffälliger Kleinkinder stammen. Türen gehen in dem Film nur deshalb auf, damit sie jemand an den Kopf geknallt bekommt, und Fenster haben die Funktion, jemanden hindurchzuschmeißen. In Darktown Strutters ist alles komplett im roten Bereich, durchgedreht und am Limit – und das mit einem Budget, das nicht mal eine kurze Dialogszene aus einem aktuellen Kinofilm finanzieren könnte.
Für Soulfans: Die Dramatics haben einen Auftritt als Gefangene von Louisville Cross und singen What You See Is What You Get, den Song, der auch dem Radio-Jingle für diese Woche etwas für mich Unwiderstehliches verleiht. In leider eher mittelmäßiger Qualität ist der Film hier auf Wayward Cloud zu sehen. 90 Minuten anarchistischer Irrsinn – viel Spaß!
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