08 März 2009

Sitemeter Voodoo

Eine der größten Verlockungen des Bloggens verbirgt sich hinter dem kleinen Symbol, das oben abgebildet ist. Bei The Wayward Cloud findet man es unterhalb der "Interviews"-Leiste auf der rechten Seite. Wenn man darauf klickt, öffnet sich die Hauptseite von Sitemeter, Anbieter eines der gebräuchlichsten Statistik-Tools im Internet, mit dem Betreiber von Websites einen Überblick darüber erhalten können, wie ihr Angebot genutzt wird. Wie viele Leute kommen pro Tag, in der Woche, im Monat, wie lange bleiben sie, welche Seiten schauen sie sich wie lange an? Nach Eingabe der entsprechenden Zugangsdaten öffnet sich bei Sitemeter folgendes Fenster:


Die "Site Summary" ist vor allem deshalb interessant, weil man hier anhand des "Average per Day" und der "Average Visit Length" erkennen kann, ob es mit den Besucherzahlen und der Verweildauer aufwärts oder abwärts geht. Die Zahlen sind Durchschnittswerte für eine Woche und werden alle 24 Stunden um 0 Uhr neu berechnet. Von Samstag, den 28.2., bis Samstag, den 7.3., hatte Wayward Cloud 229 Besucher. Geteilt durch 7 Wochentage ergibt das einen Tagesdurchschnitt von 32,71, der auf 33 aufgerundet wird. Im Schnitt bleibt jeder Besucher 1:10 Minuten, obwohl der Wert wohl eigentlich etwas höher liegen müsste. Viele der Verweilzeiten werden nämlich mit 0:00 Minuten angegeben, was für mich die Vermutung nahelegt, dass Sitemeter erst ab einer gewissen Sekundenzahl zu zählen beginnt.

Noch befinden wir uns im sicheren Bereich der Zahlen, unheimlicher wird es erst auf einer tieferen Informationsebene, die dem Website-Betreiber viel über die User verrät, die bei ihm landen. Klickt er auf der linken Leiste unter "recent visitors" auf "By Details" erhält er eine Auflistung der jeweils letzten 20 Besucher: den Domain-Namen des Providers, die Page Views und die Verweildauer (meistens 0:00). Aber es geht noch genauer. Zu jedem Besucher kann man sich weitere Details anschauen, die in folgendem Fenster dargestellt werden:

Folgende Details des 2000. Besuchers auf The Wayward Cloud, der er selbst war, lassen sich erkennen: Provider ist die Telekom, Kontinent Europa, Land Deutschland, die Stadt, die meistens auch angezeigt wird, hier aber nur über Breiten- und Längengrad angegeben wird, ist Hamburg. Er verwendet einen Mac, browst mit Netscape, hat die Javascript-Version 1.5 installiert und betrachtet die Welt in einer Auflösung von 800 x 600 Pixel und einer Farbdichte (?) von 16 bits. Die Zeit und Länge des Besuchs sind festgehalten ebenso wie, und jetzt wird es wirklich interessant, der Weg, der den Besucher zu The Wayward Cloud geführt hat. In mehr als 90 Prozent aller Fälle führt dieser Weg über die Suchmaschine Google, und in über 90 Prozent aller Fälle anhand von Suchbegriffen, die der Website-Betreiber nicht mit der Intention seines Angebots in Verbindung gebracht hat. Die oben verwendeten drei Wörter sind in den letzten drei Wochen erstaunlich oft aufgetaucht, und sie gehören noch zum Unschuldigsten, was das unbewusste Wörterbuch von Wayward Cloud bereithält.

Sitemeter macht süchtig. Nicht nur, weil man in immer kürzeren Abständen das Auf und Ab der Besucherzahlen beobachten möchte und immer auf der Suche nach dem neuen externen Link ist, der im Netz auf den eigenen Blog verweist. Sondern vor allem, weil man Einblick erhält in eine Sphäre, die man immer schon erahnt hat, aber noch nie in solcher Klarheit Schwarz auf Weiß vor sich sehen konnte. Das Web als Wunscherfüllungsmaschine, als lexikalische Projektionsfläche von Sehnsüchten und Begierden, als gigantisches Google-Geilheits-Gerät, als "verzauberte Feuchtsavanne, in der die geheimsten und verwundbarsten all unserer vielen Ichs in Sicherheit spielen können" (Alan Moore im Interview). Aber ganz so sicher eben doch nicht. The Wayward Cloud beobachtet dich.

Wenn man "polnische" und "Mösen" googelt, erhält man 23.500 Treffer. Wayward Cloud ist an dritter Stelle.

2 Kommentare:

Thomas hat gesagt…

Ja, die wunderbare Welt des Trackings ;)

Zur Information: Die Verweildauer des einzelnen Besuchs wird nicht, wie vermutet, erst ab einer gewissen Anzahl von Sekunden gemessen, vielmehr misst Sitemeter lediglich die Zeit zwischen zwei Klicks auf einer Website. Wenn jemand aber zB 30 Minuten auf einer Website zubringt und dann das Fenster einfach schließt, wird die Verweildauer dennoch mit 0:00 angegeben.

Die Farbtiefe ist grob gesagt die Einstellung, wieviele distinkte Farbtöne der Rechner anzeigen kann. Höhere Bitzahl => mehr Farben. 16 Bit ist schon recht hoch (rund 65000 Töne), üblich ist aber eine höhere Bitzahl. Siehe auch Wikipedia zum Thema Farbtiefe.

Grüße
Thomas / filmtagebuch.blogger.de

The Wayward Cloud hat gesagt…

Lieber Thomas,

vielen Dank für die Infos, ich wusste doch, dass man diesen 0:00-Einträgen etwas nicht stimmen kann. Und vielen Dank auch dafür, mit schöner Regelmäßigkeit als "Referring URL" aufzutauchen.

Grüße,
The Wayward Cloud