01 Januar 2009

Das fängt ja gut an

In der Reihe Bizarre Cinema laufen an den ersten fünf Sonntagen des Jahres 2009 folgende 35mm-Filme im 3001-Kino:


Sonntag, 4. Januar, 14.30 Uhr: Madhouse – Das Schreckenshaus des Dr. Death (OT: Madhouse)
USA 1974, Regie: Jim Clark, mit Vincent Price, Peter Cushing, Robert Quarry, Adrienne Corry, 91 Min., deutsche Kinofassung
"Ein alternder Horrorfilmdarsteller gerät unter Mordverdacht, als mehrere Personen aus seinem Bekanntenkreis nach dem Muster seiner Filme getötet werden. Der ganz auf den Star zugeschnittene Film mit schwacher Handlung lebt von Reminiszenzen an die klassischen Poe-Verfilmungen von Roger Corman, in denen Price in den 60er Jahren brillierte." (Kath. FD). Vincent Price, der große Horrorfilmdarsteller einer vergangenen Epoche, Kultfigur der Gruftie- und Dark-Metal-Szene, in einer Glanzparade. Seine Maske als Dr. Death aus diesem Film schmückt bis heute Kinopostkarten und Plakate. Die Szenen, in denen hier alte Dr.-Death-Filme zitiert werden, sind Originalausschnitte aus The Pit and the Pendulum, Tales of Terror, The Raven u.a. Roger-Corman-Klassikern. Es darf also während der Vorstellung fröhlich mitgeraten werden, welche Horrorklassiker hier verwurstet wurden. Peter Cushing macht ebenfalls eine tolle Figur.



Sonntag, 11. Januar, 14.45 Uhr: Charly Kaufmans Muttertag (OT: Mother’s Day)
USA 1980, Regie, Buch und Produktion: Charles Kaufman, mit Nancy Hendrickson, Deborah Luce, Billy Ray McQuade, Holden McQuire, Rose Ross, 90 Min., deutsche Kinofassung
Pechschwarze Splatter-Satire und B-Movie Kultstreifen (diesen Begriff wollte ich eigentlich nicht mehr verwenden, trifft aber zu) der frühen 80er Jahre. Drei junge Damen geraten in die Hände von zwei halbirren Hinterwäldlern und ihrer sadistischen Mutter. Charles Kaufman, der Bruder von Troma-Boss Loyd Kaufman, wollte diesen Film als Satire auf den American Way of Life verstanden wissen. Während der Film in den USA von Publikum und Kritik durchaus positiv aufgenommen, wurde löste er hierzulande eine hitzige Debatte über die schädigende Wirkung von gewaltverherrlichenden Filmen auf Jugendliche aus (dazu demnächst mehr hier bei The Wayward Cloud). Diese Diskussion bescherte dem Film wiederum massenhaften Publikumszustrom, natürlich besonders von gewaltbereiten Jugendlichen.
Mit einer Einführung von Jan Minck

Sonntag, 18. Januar, 14.30 Uhr: 2071 – Mutanbestien gegen Roboter (OT: The Time Travelers)
USA 1964, Regie und Buch: Ib Melchior, mit Preston Foster, Philip Carey, Merry Anders, John Hoyt, 80 Min., deutsche Fassung
Der Name Ib Melchior ist uns noch bestens im Gedächnis, sein SciFi-Heuler Weltraumschiff Mr1 aka Angry Red Planet lief vor einigen Wochen in dieser Reihe, und der Kinosaal bebte vor Publikumsbegeisterung. Nun also der nächste Streich. Eine Forschergruppe überwindet Zeit und Raum und findet sich auf der atomar verwüsteten Erde des Jahres 2071 wieder. Und was die Jungens dort erwartet, muss man sich schon selbst im Kino ansehen, um es zu glauben.
Mit einer Einführung von Peter Clasen



Sonntag, 25. Januar, 14.30 Uhr: Il Mercenario – Der Gefürchtete
Italien 1968, Regie: Sergio Corbucci, mit Tony Musante, Franco Nero, Jack Palance, Giovanna Ralli, Eduardo Fajardo, Ralf Baldassare, 110 Min., deutsche Fassung
In Django und Leichen pflastern seinen Weg spielte Corbucci die Marschmusik aus Finsterwalde. Dieser Streifen ist sein erster Beitrag zum Italowestern-Genre, in dem er deutlich fröhlichere Töne anschlägt. Was nicht bedeutet, dass es in diesem Revolutionswestern nicht ordentlich zynisch und bizarr zugeht. Es ist die Geschichte des mexikanischen Minenarbeiters Paco Roman und des gewieften polnischen Gauners Kowalski, die in den Wirren der mexikanischen Revolution erst zu Freunden und später zu erbitterten Gegnern werden. Der Film ist vollgepackt mit wunderbaren Einfällen, darunter jene Szene, in der Franco Nero anhand eines nackten Frauenarsches die Revolution erklärt, oder das fantastische Schlussduell zur irren Panflöten-Musik von Ennio Morricone. Einer unser erklärten Lieblingsfilme und möglicherweise der beste Italowestern überhaupt.


Sonntag, 1. Februar, 15.30 Uhr: Captain Invincible oder Wer fürchtet sich vor Amerika (OT: The Return of Captain Invincible)
Australien 1981/82, Regie: Philippe Mora, mit Alan Arkin, Christopher Lee, Kate Fitzpatrick, 92 Min., deutsche Fassung

Unlängst gabs im Kino den eher missratenen Superheldenfilm Hancock zu sehen. Dass es sich bei diesem Film um ein freches Plagiat von Captain Invincible handelt, konnten die Marketingstrategen bisher unterschlagen. Nun also das Original mit dem großartigen Alan Arkin in der Hauptrolle und Christopher Lee als Superschurke. "Captain Invincible, in jungen Jahren gefeierter Supermann im Kampf gegen Nazis und Japse, ein leuchtendes Vorbild für die Jugend, hat sich völlig demoralisiert und dem Suff verfallen ins hinterste Eck Australiens zurückgezogen. Warum musste ihm auch während der McCarthy-Ära der Prozess gemacht werden, verdächtig des Kommunismus wegen Tragen eines roten Umhangs, angeklagt wegen Fliegens ohne Pilotenschein und endlich verurteilt wegen Tragens und Zurschaustellens seiner Unterhosen. Die Wirkung des Alkohols auf sein Computergehirn ist ziemlich verheerend, seine übernatürlichen Kräfte sind so gut wie im Eimer, fliegen kann er schon längst nicht mehr. Doch die große Stunde schlägt, er erhält einen Anruf aus dem Pentagon ..." Text: Ronald M. Hahn, Lexikon des Science Fiction Films.
Mit einer Einführung von Hans-Arthur Marsiske


Sämtliche Texte stammen von Jan Fangmeier vom 3001-Kino, die Bilder sind Kreationen des Net.Art Generators, der mit folgenden Begriffen gefüttert wurde: "Vincent Price"; "Charles Kaufman Mothers Day", "Corbucci Mercenario" und "Captain Invincible"

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