04 August 2009

Aus dem Schatzkästlein des Dennis Nyback

Auch wenn er seit bald 40 Jahren keiner geregelten Arbeit mehr nachgegangen ist, hat Dennis Nyback meiner Meinung nach einen der besten Jobs der Welt: Er ist ein Sammler obskurer Filme, vor allem aus den 20er bis 40er Jahren, die er thematisch zu Programmen zusammenfasst und im Zuge regelmäßiger Reisen in der ganzen Welt vorführt. Diese Zunft der Zelluloid-Wandervögel, zu der außerdem noch Jack Stevenson und Johannes Schönherr gehören (dessen Buch Trashfilm Roadshows die anarchische Bibel dieses Berufsstandes ist), hat es sich zur heiligen Aufgabe gemacht, verdrängte und vergessene Filmschätze zu bergen und einem geneigten Publikum vorzuführen.

Dennis Nyback bin ich zuerst begegnet, als er im Rahmen des Japanischen Filmfestes Hamburg 2004 seine Show Propaganda Toons vorführte, eine Sammlung von rassistischen US-Zeichentrickfilmen aus dem Zweiten Weltkrieg, in denen Bugs Bunny und Co. den Japanern den Arsch versohlen. Andere Programme aus seinem umfangreichen Repertoire tragen schöne Titel wie The Dark Side of Dr. Seuss, Stag Party Special und The Mormon Church Explains It All For You. Als Nyback 2005 wieder in Hamburg war, präsentierte er eine wunderbare Show mit frühen Beispielen des Animationsfilms. Hier sah ich zum ersten Mal ein Werk von Ladyslaw Starewicz, der in seinen Stop-Motion-Filmen tote Insekten wiederbelebte.


Ladyslaw Starewicz: Cameraman’s Revenge (1912, 13 Minuten)

Nachdem Nyback drei Jahre nicht in Europa war, hat er vor Kurzem angekündigt, diesen Herbst als Gast des KLIK Animation Festivals vom 17. bis 20. September nach Amsterdam zu kommen. Im Gepäck hat er drei Programme, für die er derzeit noch Kinos und Festivals sucht, gerne auch in Deutschland. Bei Interesse kann man ihn über seine Website kontaktieren – es lohnt sich! Neben der Naughty to Nasty Sex Cartoon Extravaganza und Selling That Stuff Toon Style: Forty Years of Animated Advertisements zeigt Nyback das Paket Let Me Boogie Your Woogie: 1940’s Boogie Woogie On Film. Auf das freue ich mich besonders, weil neben Albert Ammons, Pete Johnson, Teddie Wilson, Freddie Slack, Ray McKinley, Will Bradley, Count Basie, Louis Jordan auch der großartige Maurice Rocco mit von der Partie ist.



Gewidmet ist das Boogie-Woogie-Programm übrigens dem Schweizer Silvan Zingg, "who", so Nyback, "is single-handedly bringing back Boogie Woogie. Check out YouTube: Dancin’ The Boogie – Silvan Zingg." Gesagt, getan.

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